Wind- und Wassermühlen sind die reizvollen Etappenziele dieser Tour, die von der Hansestadt Stade aus entlang von einsamen Hochmooren, der idyllischen Schwingeniederung und durch die sanft wellige Stader Geest führt. An Wochenenden und Feiertagen bietet sich als Ergänzung eine Fahrt mit dem historischen Zug Moorexpress ab Stade, Deinste oder Fredenbeck an.
Auf 52 Kilometern verläuft die Mühlenroute durch die Urlaubsregion entlang einiger erhalten gebliebenen Wind- und Wassermühlen. Immer wieder kreuzt die Tour die Schwinge. Knapp 29 Kilometer lang ist der Nebenfluss der Elbe, der im Hohen Moor zwischen Elm und Mulsum entspringt, quer durch die Altstadt von Stade fließt, dort gleichzeitig den Burggraben speist und bei Stadersand in die Elbe mündet. Oberhalb von Stade verläuft die Schwinge in sanften Schleifen malerisch durch ihr Tal – auch hier führt die Mühlenroute hin.
Start- und Zielort der Tour ist am STADEUM Kultur und Tagungszentrum, also direkt gegenüber vom Wohnmobilstellplatz am Schiffertor. Die Tour führt zunächst entlang des Burggrabens, der Stades Altstadt umschließt. Schon nach wenigen Minuten auf dem Fahrrad erreicht man die Museumsinsel mit ihrer historischen Bockwindmühle, die ursprünglich aus Rethmar in der Region Hannover stammt. Sie ist Teil des Freilichtmuseums auf der Insel, wurde im Juni 1967 dort aufgebaut und kann von außen besichtigt werden. Hierfür benötigt man keine Eintrittskarte. Durch den für Bockwindmühlen charakteristischen Hausbaum, der den Ständer und die Drehachse für den rechteckigen Mühlenkasten bildet, lässt sich die gesamte Mühle entweder per Hand oder mit einfacherer Mechanik "in den Wind" drehen.
Die Tour führt anfangs weiter durch das Stadtgebiet und zwar zunächst ein Stück der Bahnlinie in Richtung Cuxhaven und dann durch die Ortschaft Haddorf, bevor es nach Querung der Bundesstraße 73 in die ländliche Weite geht. Stolz ragt zu Beginn des Moorgebietes in Grefenmoor die Kornwindmühle Amanda aus den Korn- und Maisfelder heraus. Der Galerieholländer ist in 150 Jahren zweimal von einem Blitzschlag vollständig zerstört worden. Nach der letzten Restaurierung ist die Mühle wieder voll funktionsfähig und wird bei Back- und Mühlenfesten des Mühlen- und Heimatvereins Düdenbüttel-Grefenmoor regelmäßig in Betrieb genommen. Zu dem Gesamtensemble gehören noch die Mühlenscheune sowie das Backhaus. Eine Besichtigung von außen ist jederzeit möglich.
Das Weiße Moor, das auf der weiteren Tour durchquert wird, wird heute vorwiegend landwirtschaftlich genutzt. Vor ca. 5.000 Jahren begann das Hochmoor hier zu wachsen, als sich Regenwasser in der Senke zwischen den Geesthügeln sammelte und sich anspruchslose Torfmoose ansiedelten. Sie wuchsen immer weiter nach oben, ihre absterbenden Pflanzenreste bildeten die Torfschicht, die Jahr für Jahr um ca. 1 Millimeter empor wuchs.
Die ursprüngliche Moorlandschaft ist heute fast verschwunden: In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts begann man, das Moor zu kultivieren. Die Siedlung Weißenmoor wurde angelegt, das Moor entwässert und in landwirtschaftliche Flächen umgewandelt. Zur Gewinnung von Brennmaterial wurde das Moor an vielen Stellen abgetorft. Zurück blieb das markante Kleinrelief mit höheren Torfbänken und tieferen Senken. Grasende Kühe und Pferde gehören heute zum ländlichen Idyll. Mit etwas Glück können sogar ein paar Alpakas am Wegesrand entdeckt werden, da sich in Weißenmoor eine Alpakafarm angesiedelt hat.
Das nächste Zwischenziel ist die Windmühle in der zur Gemeinde Kutenholz gehörende Ortschaft Mulsum. Auf dem Weg wird zwischen Überschuss und Mulsum ein kleines Rinnsal überquert– es ist die Schwinge, die hier in der Nähe ihre Quelle hat. Im Vergleich zur Breite in Stade ist der Fluss kaum wiederzuerkennen und leicht zu übersehen. Nicht zu übersehen ist hingegen in Mulsum die hübsche St.-Petri-Kirche. Die heutige, aus Feldsteinen erbaute Kirche wurde als querschiffige Saalkirche mit Kanzelaltar gebaut und 1804 eingeweiht.
Am Ortsausgang von Mulsum sieht man gleich die Windmühle „Anna-Maria“, die von einem engagierten ehrenamtlichen Verein liebevoll gepflegt wird. Der Galerieholländer besteht bis zur Deckenhöhe des Steinbodens aus massivem Mauerwerk mit acht Kanten, deswegen wird er auch gern als „Achtkant“-Windmühle bezeichnet. Er verfügt über fünf Böden. Durch den von der Straße aus gesehen rückwärtigen Eingang gelangt man auf den Mehlboden. Das Mahlwerk selbst ist auf dem zweiten Boden, dem Steinboden untergebracht. Der vierte Boden diente früher dem Müller als kleiner Lagerraum.
In der Mühlenkappe, dem drehbaren Kopf der Mühle, liegt die mächtige eiserne Flügelwelle. Damit der Mühlenkopf – und mit ihm die Flügel – in den richtigen Wind gedreht werden kann, ist auf dem oberen Rand des Mühlentorsos ein Zahnkranz eingebaut. Auf ihm läuft ein kleines Kammrad, auf das die Kraft der Windrose beim Wechsel der Windrichtung übertragen wird. Die Mühle ist zwar nicht mehr in Betrieb, aber sowohl das Mühlengebäude als auch die Galerie sind begehbar und können an Veranstaltungstagen oder nach Absprache besichtigt werden. Die weite Moorlandschaft ist nun passiert, sie wird abgelöst durch die leicht welligen Hügel der Stader Geest. Mehrfach weisen unterwegs Schilder auf das Naturschutzgebiet „Fredenbecker Mühlenbach“ hin: Das nächste Etappenziel, die Fredenbecker Wassermühle, scheint nicht mehr weit. Im Dorf Wedel bietet sich dennoch an einem besonders schönen Fahrradrastplatz die Gelegenheit, zuvor noch eine Pause einzulegen.
Am Rand des Zentrums der Gemeinde Fredenbeck kommt schließlich das historische Mühlenensemble zur Geltung. Der Radweg schlängelt sich idyllisch um die malerische Anlage aus Fachwerk. Sie zählt zu den touristischen Schätzchen auf der Stader Geest. Leider kann sie derzeit nicht von innen besichtigt werden, da sich das Gelände in Privatbesitz befindet. Aufgrund eines technischen Defekts an einem Wehr musste zudem im Herbst 2016 das Wasser am dazugehörigen Mühlenteich abgelassen werden, so dass dieser zwischenzeitlich verlandet ist und die eigentlich funktionsfähige Mühle nicht mehr in Betrieb ist. Der Teich diente einst dem Antrieb der historischen Kornmühle und der benachbarten Ölmühle. Die Wassermühle selbst wurde um 1650 errichtet.
Mit einem kleinen Abstecher auf der Weiterfahrt kann in Deinste eine weitere Wassermühle angesteuert werden, bevor es über die Geestdörfer zurück in Richtung Stade geht. Dazu wird kurz vor dem Dorf Schwinge erneut der gleichnamige Fluss überquert. Mittlerweile ist aus dem Rinnsal schon ein etwas breiterer Bach geworden. Entlang mehrerer Getreidefelder schlängelt sich der Weg idyllisch durch einen kleinen Wald in Richtung des Stadtteils Wiepenkathen.
Nach Wiepenkathen öffnet sich wieder das Schwingetal. Hier führt eine weiße Holzbrücke über den Fluss und gibt gleichzeitig rechter Hand den Blick auf die Reste der Thuner Wallburg frei: Die im Volksmund Schwedenschanze genannte Anlage hat tatsächlich nichts mit der einstigen Anwesenheit schwedischer Truppen in Stade nach dem Dreißigjährigen Krieg zu tun. Sie ist vielmehr rund 1.000 Jahre älter und tatsächlich eine Art Keimzelle von Stade. Ausgrabungen ergaben, dass die Burganlage von etwa 670 bis 900 n. Chr. bewohnt war und damit als eine der ältesten Burgen zwischen Elbe und Rhein gilt, bevor die Siedler vermutlich in Richtung der heutigen Stader Altstadt übersiedelten.
Auch die Mühlentour führt jetzt weiter parallel zum mäandrierenden Schwinge-Fluss in Richtung Innenstadt. Am Horstsee vorbei verläuft der Weg kurz danach sogar ein kleines Stück direkt entlang der rechten Flussuferseite. Ein weiteres Mal wird das Wasser am Burggraben vor dem STADEUM überquert und der Ausgangspunkt damit erreicht.
Etwas versteckt hinter der Stadtbibliothek befindet sich auch noch eine letzte Mühle auf der Tour. Der Galerieholländer aus dem Jahr 1856 befindet sich im städtischen Besitz und wird vom Vincent-Lübeck-Gymnasium als Arbeitsraum für naturwissenschaftliche Forschungen genutzt. Die ehemalige Kornmühle wurde 1949 stillgelegt. Eine Außenbesichtigung ist möglich. Zugänge befinden sich von Seiten der Schiffertorsstraße und vom Parkplatz der Schulen an der Glückstädter Straße.
Wie eingangs erwähnt, kann die Tour durch Nutzung des Moorexpresses abgekürzt oder verlängert werden. Der historische Zug verbindet an den Wochenenden die Hansestädte Stade und Bremen. Haltestellen sind entlang der Tour in Stade, Mulsum, Fredenbeck und Deinste. In den Ortschaften Heinbockel oder Überschuss besteht zudem die Möglichkeit für einen Abstecher zum sehenswerten Naturschutzgebiet Hohes Moor. Mehrere Wanderwege erlauben einen Einblick in das faszinierende Hochmoor-Areal zwischen Elm und Oldendorf.
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Autor:in
STADE Marketing und Tourismus GmbH
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